Dienstag, 10. August 2010

Geschichten aus dem Wartezimmer

















Warten, das man dran kommt.
Und was geht Ihnen so durch den Kopf, wenn Sie so im Wartezimmer sitzen? Egal ob Sie Kassenpatient oder Privatpatient sind: Was tun Sie, wenn Sie warten, was geht Ihnen so durch den Kopf? Und wie fühlen Sie sich? Ihre Geschichten interessieren uns! Wir freuen uns auf einen regen Austausch zum Thema Deutschland deine Wartezimmer.



4 Kommentare:

  1. Wieso kann ich mich nicht hinlegen?!
    Das frage ich mich, wenn ich mal wieder mit Fieber und allem drum und dran bei meinem Hausarzt sitze und darauf warte, dass ich aufgerufen werde.

    Mein Termin ist um 9 in den Untersuchungsraum darf ich um 10. Hier gehts dann schon besser, da hier ja die Liege bereit steht, auf der ich es mir dann auch prompt gemütlich mache. Aber die 1 Stunde im Wartezimmer würde ich am liebsten sterben! Ich mache dem Arzt und dem Team ja keinen Vorwurf, dass ich ne Stunde warten muss. Das kommt eben vor. Aber dann doch bitte mit kleinen Liegestühlen und Wolhfühlmusik.

    Gruß
    Sven

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  2. Ein bischen Entspannungsmusik, nicht ganz so nackte z.Teil sterile Wände (damit sind z.T. WWeiße Wände gemeint), das ganze eben ein bischen freundlicher gestaltet - eben in warmen ansprechenden Farbtönen und ein freundliches Licht.

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  3. Neulich hatte ich so unheimliche Nackenschmerzen, dass ich zum Arzt ging. Ich saß im Wartezimmer und neben mir schnufte einer ins Taschentuch der Junge schneuzte sich in die Armbeuge :( die Oma gegenüber beguckte sich meine Schuhe und neben mir äugelte jemand verstohlen rüber, als wolle er sagen: Warum musst du dich ausgerechnet neben mich setzen?
    Verstehe, der Personal Space war ihm zu eng, aber dazu konnte ich ja nichts. Die Anzahl der Stühle im Wartezimmer hat sicher jemand entschieden, der dort so gut wie nie sitzt und deshalb auch nicht weiß, wie es ist, fast beim Nachbarn auf dem Schoß zu sitzen.

    Nach minutenlanger Suche nach Interessantem Blickfang, nach etwas Aufmunterdem, was einen seinen Schmerz vergessen lässt, verzagte ich mit Blick auf abgegriffene Journale, die in einem noch schnöderem blauem Umschlag alle uniform aussahen. Ich nahm jede einmal in die Hand um zu sehen, welcher Titel sich denn tatsächlich dahinter verbirgt und ob er mein Interesse weckt. Die meisten legte ich wieder weg und dann fast ganz am Ende der Armada von Zeitschriften fand ich doch noch ein Heft, das interessant schien. Es war die Zeit der fiesen Grippeviren und ich dachte bei mir, nun habe ich auch noch sämtliche Viren und Bakterien an den Händen von den anderen Leute, die die Zeitschriften schon vor mir durchsucht hatten. Igitt! Sträubte sich mein Nackenhaar und damit war ich wieder beim Schmerz angekommen, der mich in eine Schonhaltung zwang.

    Ich kam mir schon vor wie der Glöckner von Nottredam, aber deshalb war ich hier, damit mir geholfen wird.
    Ich hatte Hoffnung, als mein Name nach einer halben Stunde aufgerufen wurde. Bitte setzen Sie sich in das andere Wartezimmer dort drüber, der Herr Doktor wird Sie dann hereinrufen, sobald er frei ist. Vielen Dank antwortete ich und dachte bei mir, das ist ja so ähnlich wie im Empire State Building, da wird man auch zum verweilen von einem Raum in den nächsten geschleußt, immer in der Erwartung, es könnte der letzte sein und man kommt endlich dran, aber nothing happens.

    Nach weiteren 30 Minuten dann endlich, kommen Sie bitte hier herein, der Doktor kommt sofort zu ihnen. Und ich ging, setzte mich und hatte noch etwas Zeit mir die schönen Urlaubsbilder meines Doktors anzusehen. Ah er segelt gerne. Er sieht gut aus auf dem Bild, so entspannt. Und er lächelt echt nett... da kommt er auch schon. Und schaut mich grimmig an! „Guten Tag!”, keine Hand (wegen der Viren... meint er jetzt die, die ich mir in seinem Wartezimmer zugezogen habe, oder meine mitgebrachten ;). „Setzen Sie sich doch”, sagt er etwas gestresst, ohne jedes lächeln. Der weiße Kittel lässt ihn wenigstens etwas erhellendes verkünden, sauber und aufs feinste geplättet.

    „Was kann ich für Sie tun?” Ich bin froh, dass er mich endlich fragt und platze los, mein Nacken bringt mich um, ich habe dies und das und leide unter dem und das wirkt sich so aus, dass und dann noch dies und außerdem ist da noch das. Aha , meint er und blickt mich mit gelangweilt prüfendem Blick an.

    Ich sitze gebeugt und schief auf dem Stuhl und kann auch gar nicht anders. „ Ich brauche ein Rezept über manuelle Therapie für den Physiotherapeuten, der kann mich sonst nicht behandeln.“

    Er schaut wieder grimmig, so als hätte er gerade in etwas versalzenes gebissen. Stehen Sie mal auf. Ich stehe auf, er tastet meinen Nacken ab, ja das ist etwas erspannt. „Ich sage Ihnen machen Sie Sport – machen Sie Sport, ich gehe zu Kieser (Achtung Schleichwerbung!) und das hat mir bei meinen Rückenschmerzen auch gut geholfen.”

    Ja das sieht man auf den Urlaubsfotos, von Rückenschmerzen keine Spur und auch sonst geht dieser Mann sehr aufrecht durchs Leben.

    „Ich kann Ihnen kein Rezept ausstellen, ich brauche ALLES für meine diabethischen Füße". Was für Füße? Teuflische Füße?

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  4. SCHOCK! Diese Art der Gesprächs-Therapie wirkt ja bei manchen auch Wunder. Bei mir kam allerdings Unverständnis auf, weil ich mich nicht mehr bewegen konnte und dieser Doktor mir sagt, er kann nichts für mich tun, damit er mehr für andere tun kann... ? Hä? Habe ich gerade richtig verstanden?

    Ich dachte, so wird man auch seine Patienten los! Mahnend und mit düsterem Blick, Würgegelüste im Kopf zischte ich rüber: Sie müssen mir jetzt helfen, ich habe starke Schmerzen und kann nicht arbeiten und nichts machen, es schaute mir auch schreiend aus den Augen. Das veranlasste ihn, nachzudenken. OK! Großmütig gestand er mir ein Rezept für manuelle Therapie für 6 Sitzungen a 20 Minuten zu und betonte gelassen: Das ist aber das einzige Mal. Noch mal kann ich das nicht machen, sonst fehlt mir das bei meinen anderen Patienten. Peng! Und er sagt es noch mal...

    Ich sagte nichts, war froh dass ich jetzt gehen konnte. Und dachte aber, Freundchen, das war das letzte Mal, dass du mich gesehen hast und mich demütigst. Fürs nächste Mal suche ich mir einen Arzt, der Herz und Verstand sprechen lässt und meines Vertrauens würdig ist. Dieser hat es gerade verspielt!

    Worum ging es hier jetzt wirklich? Um den Patient und darum ihm zu helfen, weil es mein Beruf ist und ich sogar einen ethischen Eid geschworen habe, dies zu tun. Oder ging es jetzt darum, wie PATIENTEN ABGEWIESEN WERDEN, DIE NICHT GERADE RENTABEL SIND, jedenfalls jetzt noch nicht.

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